Ein bedrohtes Erfolgsmodell
(Marion Caspers-Merk) 2015 ist für das beliebteste Glücksspiel in Deutschland ein Jubiläumsjahr, aber es ist auch das Jahr der großen Herausforderungen. Zeit, einen Blick zurückzuwerfen auf sechs Jahrzehnte Glück für Millionen Lottospieler im Land. Zeit aber auch, sich kritisch mit den jüngsten Entwicklungen im Glücksspielsektor zu befassen. Denn das eng am Gemeinwohl orientierte Lotteriemodell ist gefährdet.
Ausgerechnet die 13! Als am 9. Oktober 1955 in Hamburg die erste Lotto-Ziehung nach der Formel 6aus49 stattfand, schrieb die Unglückszahl Geschichte. Sie war die erst gezogene Zahl. Einige tausend Ziehungen später lässt sich feststellen: Glücksgöttin Fortuna bescherte der 13 keine Erfolgsgeschichte. In der ewigen Ziehungsstatistik belegt sie seit Jahren abgeschlagen den letzten Platz.
Dass die Unglückszahl so selten zu den „Sechs Richtigen“ gehörte, schadete dem Produkt 6aus49 nicht. Im Gegenteil! Was 1955 begann, ist ein moderner Klassiker geworden. Etwa jeder fünfte Deutsche spielt regelmäßig Lotto, im vergangenen Jahr lagen die bundesweiten Einsätze bei vier Milliarden Euro. Mit den Zusatzlotterien und weiteren Spielangeboten betrugen die Gesamteinsätze des Deutschen Lotto- und Totoblocks (DLTB) 2014 rund sieben Milliarden Euro.
Lottospieler als heimliche Mäzene
Die Marke Lotto steht für ein seriöses, verantwortungsbewusstes und am Gemeinwohl orientiertes Spielangebot. Von Anfang an war der Leitgedanke, dass alle von den Lotterieerträgen profitieren sollen. Nicht erst seit 1955 gibt es hierzulande ein staatliches Lotteriemonopol. Dem ist es zu verdanken, dass Probleme mit der Spielsucht bei den Lotterien nicht weit verbreitet sind. Das bewährte Modell gewährleistet im Sinne des ordnungsrechtlichen Auftrags eine unmittelbare Kontrolle durch den Staat. Die quantitative und qualitative Begrenzung des Spielangebots dämmt die Spielsuchtproblematik wirkungsvoll ein. Hinzu kommt ein effektiver und nachhaltig betriebener Spieler- und Jugendschutz. Auch im Bereich der Betrugsbekämpfung und der Geldwäsche steht dieses Modell für ein ungleich höheres Maß an Sicherheit gegenüber einer auch nur teilweisen Marktöffnung.
Dieser Text erschien in voller Länger in der Fachzeitschrift „Beiträge zum Glücksspielwesen“ Ausgabe 1/2015. Diese kann hier im Jahresabo oder einzeln bestellt werden.