Eine wissenschaftliche Analyse
(Prof. Dr. Tilman Becker) Die wissenschaftliche Analyse des Zusammenhangs zwischen Verfügbarkeit und Sucht ist von besonderem Interesse, um die Auswirkungen des Verbots der Mehrfachspielhallen und der Mindestabstandregel zwischen Spielhallen auf das Suchtgefährdungspotenzial bei Glücksspielen zu untersuchen.
Das Drei-Faktoren-Modell der Entstehung eines pathologischen Glücksspielverhaltens unterscheidet zwischen den strukturellen Merkmalen des betreffenden Glücksspiels, d. h. den Eigenschaften des Glücksspiels selbst, dem Setting, d. h. der Umgebung, in der das Glücksspiel stattfindet, und dem Individuum.
Die vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen zu der relativen Bedeutung dieser Faktoren für die Entstehung eines pathologischen Spielverhaltens machen deutlich, dass allein die genetische Veranlagung zu 50 Prozent zu der Entstehung eines pathologischen Spielverhaltens beiträgt. Der Einfluss weiterer Persönlichkeitsmerkmale kann weniger gut quantifiziert werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass deren Anteil ebenfalls ganz erheblich ist. Ein pathologisches Spielverhalten ist fast immer mit anderen psychischen Störungen gekoppelt, die oft die Ursache für ein pathologisches Spielverhalten darstellen, aber teilweise auch Auswirkungen dieses Spielverhaltens sein können.
Weiterhin haben die strukturellen Merkmale der betreffenden Glücksspielform einen erheblichen Einfluss auf das Suchtgefährdungspotenzial. Das Automatenspiel hat aufgrund seiner strukturellen Merkmale, insbesondere der hohen Ereignisfrequenz, ein sehr hohes Suchtgefährdungspotenzial.
Die situativen Merkmale, das Setting, haben ebenfalls einen gewissen Einfluss auf das Suchtgefährdungspotenzial eines Glücksspiels. Dieser Einfluss ist jedoch, im Vergleich zu den anderen Faktoren, sehr gering.
Dieser Text erschien in voller Länger in der Fachzeitschrift „Beiträge zum Glücksspielwesen“ Ausgabe 1/2016. Diese kann hier im Jahresabo oder einzeln bestellt werden.
Prof. Dr. Tilman Becker, ist Geschäftsführer und Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim.