(Thomas Beyer) Wenn es ums Online-Glücksspiel geht, scheint Deutschland in einer Pattsituation gelandet zu sein: Ein Gesetz ist seit 2012 in Kraft, doch kaum jemand hält sich daran. Und auch nach der Ratifizierung einiger kosmetischer Änderungen verspricht 2018 weiter Verschlechterung, denn Online-Casinos soll der Hahn gänzlich zugedreht werden. Damit werden aber die großen, international lizenzierten Unternehmen ins Abseits gedrängt. Sie werden mit massiven finanziellen Einbußen zu kämpfen haben, was primär den asiatischen und karibischen Anbietern in die Hände spielt. Weiß Deutschland wirklich nicht, wie es besser geht oder will es um jeden Preis einen funktionierenden offenen Online-Markt verhindern, um sein Lotteriemonopol zu schützen?
Am 1. Juli 2012 trat der Glücksspieländerungsstaatsvertrag in Kraft, der internationalen Online-Glücksspielanbietern erstmals ermöglichte, eine Sportwettenkonzession für Deutschland zu beantragen. Auch wenn dieser Vertrag einige Kritikpunkte der EU-Kommission ausgemerzt hatte, wurde die Anzahl der Konzessionen nach wie vor EU-widrig begrenzt und es wurden wirtschaftliche Faktoren vernachlässigt, die aber elementar für eine erfolgreiche Marktteilnahme sind. Dass diese Vorgehensweise scheitern musste, war abzusehen. Unternehmen, die keine Konzession zugesichert bekamen, klagten und bekamen Recht. Damit war dieser Versuch genauso gescheitert wie das Gesamtverbot 2008.
Auf der Strecke blieb und bleibt dabei vor allem der Spielerschutz, der anscheinend eigentliche Grund, warum man so zage agiert. Denn der Grau- und Schwarzmarkt boomt weiter. Laut aktueller Handelsblatt-Studie (siehe Seiten 16 bis 17) kommt dieser derzeit im Online-Bereich auf rund drei Milliarden Euro, mit noch viel Luft nach oben.
Dabei wäre es gar nicht so kompliziert, schenkt man anderen europäischen Regulatoren Glauben. Gespielt wird sowieso. Und im Internet gibt es zu viele Umwege, als dass der Schwarzmarkt ernsthaft unter Kontrolle zu bringen wäre über Verbote, Blocking oder andere Zensuren. Das hat 2010 bereits die Goldmedia Studie aufgezeigt, dass ein Verbot primär den staatlichen Angeboten geschadet hat mit beispielsweise 60 Prozent Einkommenseinbußen bei Oddset.
Italien hingegen hat 2016 bereits über eine Milliarde Euro Bruttospielerträge (Einsätze weniger der Auszahlungen an die Spieler) im kontrollierten Markt erwirtschaftet. Laut Daria Petralia, Online-Chefin der italienischen Regulierungsbehörde, ist dies der Tatsache zu verdanken, dass alle großen internationalen Unternehmen wie bet365, bwin, Stanleybet oder Skybet in Italien eine Lizenz halten. Derzeit sind es ingesamt 87 mit weiteren in der Pipeline für 2017.
Dieser Text erschien in voller Länge in der Fachzeitschrift „Beiträge zum Glücksspielwesen“ Ausgabe 2/2017. Diese kann hier im Jahresabo oder einzeln bestellt werden.