(Renatus Zilles) Anfang November fand eine Glücksspiel-Konferenz in Berlin statt, darunter auch zahlreiche internationale Teilnehmende. Als roter Faden durch alle Vorträge und Diskussionen zog sich, dass der deutsche Markt trotz diverser Anstrengungen der legalen Anbieter und der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) schon länger nicht den Erwartungen entspräche.
Er sei nicht attraktiv genug, um weitere internationale Anbieter in den deutschen Markt zu locken. Die Forderung aller Marktteilnehmender nach einer effizienten und nachhaltigen Bekämpfung des Schwarzmarktes in Deutschland werde bedauerlicherweise seitens der Behörden und der Politik nicht umgesetzt.
Das Interesse bei internationalen Anbietern für den deutschen Markt sei aber immer noch ungebrochen groß, aber die Ernüchterung auf Grund eines suboptimalen Glücksspiel-Staatsvertrages (GlüStV), einer hinter den Möglichkeiten zurückbleibenden Regierungspolitik, einem immer stärken wachsenden Schwarzmarktes, der einen regulierten und kanalisierten Markt nachhaltig gefährdet, hielten viele Anbieter ab, zum jetzigen Zeitpunkt in den deutschen Markt einzusteigen.
Den Schwarzmarkt begünstigende Parameter wie z. B. das Ein-Euro-Einsatzlimit, die Fünf-Sekunden-Spin-Duration oder eine international unübliche Besteuerung, führten dazu, dass lizensierte Anbieter ca. fünf Prozent weniger ausschütten könnten als Schwarzmarktanbieter. Hinzu kämen weitere Parameter wie z. B. die langwierige Lizenzierung. Hier liegt die Ursache insbesondere im GlüStV begründet.
Beim Rück- und Ausblick der Glücksspielregulierung im Spannungsfeld zwischen reguliertem und Schwarzmarkt werde klar, dass in den letzten Jahren zwar Schritte in die Richtung gemacht wurden, aber die Zeit gegen den legalen Markt liefe, da in Deutschland der Fokus noch immer auf einer „Verbots-, statt auf einer Gebotspolitik“ liege. Hiervon profitiere maßgeblich der illegale Markt.
Eine Studie der H2 Gambling Capital aus September 2024 gehe von einer Kanalisierungsrate von 36 Prozent aus, angestrebt sind 85 Prozent. Der Anteil des Schwarzmarktes liege bei 64 Prozent für die Sportwetten und virtuellen Automatenspiele. Experten gingen davon, dass der Schwarzmarktanteil bei den Casino-Angeboten bei über 80 Prozent liege, wobei die GGL von einem Schwarzmarktanteil von nur drei bis fünf Prozent ausgehe. Hier sei dringend eine gemeinsame und einvernehmliche Klärung erforderlich, um bei der Bekämpfung des Schwarzmarktes von den gleichen Parametern auszugehen und die Politik nicht in einer trügerischen Sicherheit zu wiegen.
Die Politik sei nun dringend gefordert, die richtigen Schritte zeitnah einzuleiten, denn die Zeit spiele den „Black-Market-Piraten“ in die Hände bzw. treibe weitere Spielende in den illegalen Markt. Genau das Gegenteil war die Absicht der Politik beim aktuellen GlüStV.
Ein interessanter Lösungsansatz kommt von italienischen Regulierern und Juristen, der in Berlin präsentiert wurde:
- Die Liberalisierung eines Sportwetten-Katalogs ermögliche legalen Anbietern einen besseren Wettbewerb mit illegalen Anbietern.
- Änderung der Besteuerung von Umsatz zu Einkünften (GGR) für physische und Online-Wetten.
- Stärkere öffentliche Kontrolle des Glücksspiels. Weniger organisierte Kriminalität, mehr Schutz für Minderjährige und problematische Glücksspieler.
- Höhere Steuer-Einnahmen für den Staat.
- Kontrolle der Wettströme zur Aufdeckung von Spielmanipulationen.
- Die Umsätze der legalen Anbieter stiegen um ca. das 2,5 fache und die Steuereinnahmen um gut 2/3.
Nicht alle italienischen Ansätze sind auf den deutschen Markt übertragbar, könnte aber Vorbildcharakter für Deutschland haben.
Quelle: Autor des Beitrages ist Renatus Zilles, ConvergeConsulting
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