(Dr. Jan Kleibrink und Prof. Dr. Bernhard Köster) Etwa drei Viertel der deutschen Wohnbevölkerung haben schon einmal an einem gewerblichen Glücksspiel teilgenommen. Daraus erwächst eine relevante wirtschaftliche Bedeutung der Branche. Der Glücksspielmarkt in Deutschland selbst ist aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen in drei Segmente aufgeteilt: einen regulierten, einen nicht-regulierten und einen sanktionierten schwarzen Markt. Dabei sind die beiden letzteren Segmente nach deutschem Recht illegal.
Der regulierte Markt, in dem Anbieter mit einer deutschen Glücksspielkonzession agieren, ist mit Bruttospielerträgen von 10,4 Milliarden Euro der größte Teilmarkt.
Das nicht-regulierte Marktsegment – auf dem Anbieter mit einer Glücksspielkonzession aus einem anderen EU-Staat in Deutschland operieren – folgt mit jährlichen Bruttospielerträgen von 2,3 Milliarden Euro. Hinzu kommt der illegale Schwarzmarkt – Glücksspielanbieter ohne eine Lizenz –, wo in grober Abschätzung zusätzliche 1,5 Milliarden Euro an Bruttospielerträgen generiert werden.
Im Zeitverlauf betrachtet ist festzustellen, dass das Wachstum des nicht-regulierten Marktsegments deutlich höher ist als das des regulierten Marktes. Zusammengenommen wuchsen regulierter und nicht-regulierter Markt von 2014 auf 2015 auf fast acht Prozent. Allerdings ist dieses Wachstum vornehmlich auf die Ausdehnung des nicht-regulierten Segments zurückzuführen, das allein in diesem einen Jahr um über 30 Prozent zugenommen hat. Mit Bruttospielerträgen von über 500 Mio. Euro expandierte der nicht-regulierte Bereich damit nicht nur relativ, sondern auch absolut stärker als das regulierte Segment, das einen Zuwachs von gut 400 Mio. Euro gegenüber dem Jahr 2014 verzeichnete. Dies entspricht einem Wachstum von etwa vier Prozent p. a. An dieser Dynamik lässt sich eine Verschiebung der Bedeutung der verschiedenen Marktsegmente in Deutschland ablesen.
Im Gegensatz zum regulierten Markt wird der nicht-regulierte Markt von Online-Anbietern dominiert. So entfallen dort etwa vier Fünftel des Marktvolumens auf das Online-Spiel und davon etwa die Hälfte auf Online-Casinos. Auf Online-Sport- und Pferdewetten entfallen 13 Prozent, auf die Online-Zweitlotterien elf Prozent, und der Bereich Online-Poker kommt – nach deutlichem Abwärtstrend – noch auf etwas mehr als fünf Prozent.
Online-Casinos dominieren mit einem Anteil der Bruttospielerträge von 50 Prozent den nicht-regulierten Markt, obwohl eine Zulassung – anders als für private Sportwetten – nach deutschem Recht zu keinem Zeitpunkt vorgesehen war und mithin nicht gegeben ist.
Dieser Text erschien in voller Länge in der Fachzeitschrift „Beiträge zum Glücksspielwesen“ Ausgabe 2/2017. Diese kann hier im Jahresabo oder einzeln bestellt werden.
Dr. Jan Kleibrink ist als Senior Economist beim Handelsblatt Research Institute tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der ökonomischen Analyse von Marktveränderungen, insbesondere vor dem Hintergrund der digitalen Transformation.
Prof. Dr. Bernhard Köster ist Senior Economist beim Handelsblatt Research Institute und Professor für Volkswirtschaftslehre an der ebc Hochschule in Düsseldorf. Prof. Kösters Schwerpunkte liegen unter anderen in der Geld- und Finanzmarktanalyse und der Simulation gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen.