Bonn (SR). Nach einem für das Glücksspielwesen sehr veranstaltungsreichem September fand mit ein wenig Abstand eine vom Deutschen Verband für Telekommunikation und Medien organisierte Paneldiskussion am 06.10. in Bonn statt. Thema war die Bettertainment-Branche im Austausch mit Politik und Experten der Glücksspielbehörden, sowie Digitale Innovationen in Deutschland. Die einer Mitgliederversammlung des Verbandes vorgelagerte Veranstaltung bot, im ersten und zweiten Panel, die Möglichkeit zum Austausch zwischen Glücksspielbranche und Regulierern.
Zu den anwesenden Referenten des Themas Glücksspielwesen gehörten unter anderem Andreas Schumacher, Referat Polizei- und Ordnungsrecht, Organisation, Glücksspielaufsicht, Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz, Vertreter des Landes im Glücksspielkollegium, Barbara Cremer, Innenministerium Baden-Württemberg, Vorsitzende des Glücksspielkollegiums, Dr. Andreas Blaue, Geschäftsführer von lead link und Vorstand des DVTM, Dr. Jörg Ukrow, stellvertretender Direktor der Landesmedienanstalt Saarland und Vorstandsmitglied des Institutes für Europäisches Medienrecht (EMR) und der Veranstalter Renatus Zilles, Vorstandsvorsitzender des DVTM und Geschäftsführer ConvergeConsulting.
Neben dem allgemeinen Thema der Regulierung des Glücksspielwesens und dem neuen Glücksspielstaatsvertrag wurde das Thema IP-Blocking ausführlicher diskutiert. Dasselbe kann seit Anfang Juli 2022 von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) zur Bekämpfung von illegalen Online-Angeboten genutzt werden. Unter den Anwesenden wurde es bezüglich seiner rechtlichen Machbarkeit und seiner Effektivität in der Bekämpfung des illegalen Angebotes diskutiert und kritisiert. Renatus Zilles äußerte zu dem Thema, dass IP-Blocking an sich erwünscht ist, man sich mit der gegenwärtigen Umsetzung aber nicht sicher sei, ob es seinen Zweck erfüllen könnte. Ein Grund dafür sind die technisch einfachen Möglichkeiten, eine IP-Sperre zu umgehen. Das gilt sowohl für den potenziellen Kunden als auch für den Anbieter.
Ebenfalls Diskussionsthema war die seit dem Glücksspielstaatsvertrag immer wieder diskutierte Kanalisierung des Schwarzmarktes hin zum legalen Markt. Bei der Diskussion zur Kanalisierung sind Glücksspielbranche und Regulierer jedoch unterschiedlicher Auffassung. Für die Glücksspielbranche verhindern die Regulierungen und Auflagen eine gezielte Kanalisierung und haben sogar den gegenteiligen Effekt. Aus Sicht der Regulierer kann die Kanalisierung jedoch, mit den bestehenden Regulierungen sehr erfolgreich verlaufen, weshalb sie zunächst keine Anpassungen an der Regulierung vornehmen wollen. Tatsächlich haben momentan beide Seiten Ergebnisse und Informationen, die ihre Position stützen. Ergebnis der Diskussion, dass es für eine Beurteilung der Thematik neutraler Zahlen und Studien bedarf.
Das dritte Panel „Digitale Innovationen, die unser Leben positiv verändern“ konzentrierte sich nicht mehr auf Themen des Glücksspielmarktes, sondern bot zunächst einen von Hartmut Wittig, Vice- President Portfolio and Product Managment IT bei Telekom Deutschland, geleiteten Ausblick auf die Digitaltrends der nächsten Jahre.
Auf das Glücksspielwesen bezogen, bot die Veranstaltung noch einmal gute Austauschmöglichkeiten und zeigte auf, wo möglicher Regulierungsbedarf zu bestehen scheint und welche Möglichkeiten von Reguliererseite schnell und weniger schnell umsetzbar sind. Entscheidend für die Geschwindigkeit ist, wie Barbara Cremer erläuterte, ob dieser Punkt im Regulierungsermessen der GGL liegt oder ob er über den Gesetzgeber reguliert werden muss.
(BU) Einige der Referenten des Panel: “Bettertainment-Branche” meets hochkarätige Experten der „Glücksspielbehörden“ v.l.n.r Dr. Andreas Blaue, Barbara Cremer, Andreas Schumacher, Renatus Zilles. (Foto: BS/ DVTM)