Glücksspiel auf dem Weg zum Digital Entertainment
(Thomas Beyer) Die Digitalisierung wird im Bereich des Glücksspiels zu einer umfassenden Veränderung der sozialen, wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen führen. Der digitale Wandel betrifft zum einen technische Fragen der Branche selbst, löst aber auch die Grenze zwischen digitaler und klassischer Freizeitgestaltung auf und bringt den neuen Bereich des Digital Entertainments hervor.
Von der zunehmenden Digitalisierung des Alltags profitiert auch die Computer- und Glücksspielindustrie. Sie steht vor einer großen Transformation, denn Unterhaltung und Spieleerlebnisse sucht und findet der Konsument zunehmend im digitalen Bereich. Über Computer, Tablets, Smartphones und Smart-TVs können die Nutzer jederzeit und an jedem Ort auf eine praktisch unbegrenzte Auswahl an Online-Spielen aus internationalen Quellen zugreifen. Über Apps, Internet Browser und Social Media funktionieren die Spiele mittlerweile plattformübergreifend über unterschiedliche Endgeräte und Kanäle hinweg und werden so zu einem digitalen Erlebnis. Erhöhte Verfügbarkeit und vereinfachter Zugang verändern auch die Zielgruppe von Online-Spielen: Computer- und Glücksspiel gehört heutzutage zum „Mainstream“ und repräsentiert inzwischen einen generationen-, milieu- und geschlechterübergreifenden Querschnitt der Gesellschaft.
Der Mensch ist ein Spieler
Bei allen unterschiedlichen Kanälen und Zugängen zum digitalen Spiel eint die Nutzer vor allem eins: Die Freude am Spiel. Dies gilt wie bei Computerspielen auch für das Online-Glücksspiel. Aus wissenschaftlicher Sicht kann zwischen zwei Motivationslagen des Spielers differenziert werden. Bei der intrinsischen Motivation verfolgt der Kunde beim Online-Glücksspiel kein bestimmtes Ziel, sondern es geht ihm allein um den Spaß am Spiel. Er stellt sich neuen Herausforderungen, lenkt sich ab, lernt Mitspieler kennen und freut sich über (gemeinsame) Erfolge. Extrinsische Motivationsquellen können dagegen Belohnungen wie Geldgewinne oder Punkte in Highscores sein sowie auch soziale Anerkennung in der Spieler-Community und darüber hinaus. Intrinsische und extrinsische Motive schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich gegenseitig. Technische Schutzmaßnahmen durch die Anbieter des Digital Entertainments, wie z. B. das Programmdesign, sichere Identifikations- und Authentifizierungsprozesse, Frequenzkontrollen etc., helfen bei der Missbrauchsprävention.
Europäischer Markt für Online-Glücksspiel
Deutschland ist im europäischen Binnenmarkt Teil eines von Mitgliedsstaat zu Mitgliedsstaat unterschiedlich regulierten Marktes für Online-Glücksspiel. Gleichwohl verfolgt die Europäische Kommission verschiedene Agenden zur Digitalisierung bezogen auf die Digitalwirtschaft im Allgemeinen. Spezielle Aspekte werden zusammengefasst z. B. in einem Grünbuch „Online-Glücksspiele im Binnenmarkt“. Damit trägt die Kommission der großen wirtschaftlichen Bedeutung des Online-Glücksspielsektors Rechnung. Der europäische Markt für Online-Glücksspiel ist der größte weltweit. Im Jahr 2015 entfielen 47,6 Prozent oder 16,5 Milliarden Euro von den weltweit erwirtschafteten Bruttospielerträgen in Höhe von 34,6 Milliarden Euro auf den europäischen Markt. Der Online-Glücksspielmarkt wächst weiterhin rasant: Laut Schätzungen werden die Bruttospielerträge in Europa bis 2020 auf 24,9 Milliarden Euro steigen.1 Das entspricht einer Steigerung um rund 40 Prozent in fünf Jahren. Dieser Bereich ist außerdem einer der wenigen Bereiche der Digitalwirtschaft, in denen europäische Anbieter zu den Weltmarktführern gehören. Das Angebot umfasst qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen mit hohen Rückzahlungsquoten im Bereich Glücksspiel, Poker und Sportwetten.
Dieser Beitrag erschien in voller Länge in der Fachzeitschrift „Beiträge zum Glücksspielwesen“ Ausgabe 4/2017. Diese kann hier im Jahresabo oder einzeln bestellt werden