Zur Werberichtlinie gem. § 5 Abs. 4 Satz 1 GlüStV vom 7. Dezember 2012
Von Jürgen Schulz, Robert Caspar Müller, Andreas Galling-Stiehler
Zusammenfassung: Bei 0,2 bis zwei Prozent der Spielenden führt Glücksspiel zu Problemen und Suchterkrankungen. Ein guter Grund, in der alltäglichen Kommunikation Menschen über reale Gewinnchancen zu informieren und über Risiken aufzuklären. Der alltägliche Kontakt zur Glücksspielbranche entsteht zumeist über Werbung. Das Verständnis von Werbung, welches der Werberichtlinie des Glücksspielstaatsvertrages (GlüStV) zugrunde liegt, ist jedoch unzeitgemäß und bedarf einer Erneuerung. Das Problem: Werbung steht unter dem Verdacht der Manipulation. Dieses Denken unterstellt das Bild eines naiven Menschen, der beschützt werden muss. Verbraucher sollten hingegen als entscheidungsfähige Personen wahrgenommen werden, um zeitgemäß werben zu können. Wer alle Spielenden für schutzbedürftig und verletzlich hält, kann dies nicht ernstzunehmend tun. Eine differenzierte Ansprache ist nötig. Einerseits wollen ungefährdete Spieler über Gewinn und Verlust, also über den Reiz des Risikos informiert und aufgeklärt werden. Andererseits führen Warnhinweise in Verbindung mit Werbung bei gefährdeten Spielern zu Ignoranz, da ein bevormundendes Menschenbild dahintersteht. Die Kommunikation von Prävention und Hilfe hätte bessere Chancen, gefährdete Spieler zu erreichen, wenn das eindimensionale Menschenbild des GlüStV einem Mehrdimensionalen weichen würde. Der Generalverdacht hat ausgedient.
Der vollständige Gastbeitrag von Prof. Dr. Schulz, Dr. Müller und Dr. Galling-Stiehler erschien in der Fachzeitschrift „Beiträge zum Glücksspielwesen“ Ausgabe 3/2020. Diese kann hier im Jahresabo oder einzeln bestellt werden.
Prof. Dr. Jürgen Schulz, Dr. Robert Caspar Müller und Dr. Andreas Galling-Stiehler lehren und forschen an der Universität der Künste Berlin (UdK) im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Gemeinsam haben sie das Institut für Auftragskommunikation in Berlin gegründet. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Beratung, Forschung und Redaktion für Unternehmen und Institutionen.