Früher Kontakt zum Glückspiel via Twitch und Co. und Risiken
Bonn (SR). Ein Highlight des diesjährigen 8. Glückspielrechtstages in Frankfurt war sicherlich der Beitrag von Dr. Tobias Hayer (Universität Bremen). Er berichtete über Gefährdungen junger Menschen durch Glücksspiel und die Auswirkungen, die der frühe Kontakt mit dem Thema durch Influencer und andere soziale Medien haben kann.
Nur knapp 30 Prozent der Deutschen haben in den letzten 12 Monaten Glücksspiel konsumiert, was auf den ersten Blick niedrig erscheint. Hayer weist jedoch darauf hin, dass 25 Prozent der Spielenden mindestens eines der fünf Symptome einer Glücksspielstörung aufweisen. Dadurch sind sie zwar nicht glücksspielgestört, aber für Hayer ist es dennoch sehr bedenklich.
Weitaus erschreckender sind für Hayer jedoch die Werte bei Minderjährigen. Denn hier lässt sich ein Trend zu einem frühen Einstieg in das Glücksspiel erkennen. Aus Studien ließe sich so zum Beispiel belegen, dass ein früher Erstkontakt oftmals zu einem erhöhten Risiko und weiterem Konsum im späteren Leben führe. Besonders zwei Faktoren sind dabei als Elemente für einen Einstieg in das Glücksspiel von Hayer identifiziert worden. Zum einen die Werbung, die seiner Meinung nach in vielen Fällen das Glücksspiel verharmlost und zum anderen die Teilnahme an Simulationsspielen. Bei letzterem handelt es sich um Glücksspiel ohne Gewinn und Verlustchance, also ein reines Chancenspiel, Theoretisch. Gerade letztere führten in seinen eigenen Studien dazu, dass die jungen Menschen im Nachhinein mindestens einmal gezockt haben.
Wo schlagen jetzt an dieser Stelle die Influencer oder Twitch ein? Die Antwort ist dabei simpel. Influencer fungieren laut Hayer oft in einer ähnlichen Rolle wie es die Glückspielwerbung tut. Ob sie dabei tatsächlich Werbung schalten oder nur die Onlinecasinos besuchen und Geld verspielen ist dabei mehr oder weniger egal. Auch wenn laut Hayer eines schlimmer wäre als das andere. Wichtig ist jedoch, dass die Streamer und andere Influencer meistens nicht ihr eigenes Geld verzocken und/oder durch das Zocken Geld verdienen. Das heißt, sie werden nicht plötzlich mit leeren Händen dastehen. Sie weisen auf diese Tatsache in vielen Fällen allerdings nicht hin und liefern so ein verzerrtes Bild vom Glücksspielwesen, sagt Hayer. Noch extremer als im Livestream seien dabei die Highlight-Videos. Denn in diesen sind die Phasen des Glückspiels, in denen der Influencer verliert, oft sehr kurz oder quasi gar nicht dargestellt.
Das Livestreaming von Onlineglücksspiel ist dabei aber nicht nur Suchtforschern wie Dr. Hayer ein Dorn im Auge. Denn nach mehreren Monaten der Forderungen gegen Twitch, das Glücksspiel auf der Seite einzustellen, verkündete Twitch vor kurzem, dass dem Glückspiel auf der eigenen Seite zumindest in Teilen ein Riegel vorgeschoben wird. Presseberichten zufolge sollen dabei nur europäische Onlinecasino Webseiten gesperrt werden, Sportwetten und andere Onlineangebote aber außerhalb von Europa nicht angegangen werden.