(RH). Über 50.000 illegale Geldspielgeräte – Tendenz besorgniserregend ansteigend – Massives Defizit in der Kontrolldichte vor Ort
„Es scheint so, dass die seit Jahren andauernde Überregulierung des legalen gewerblichen Glücksspielangebotes (drastische Reduzierung der Spielhallenstandorte und die Verknappung des Angebotes in der Gastronomie, von drei auf zwei Geräte, die Attraktivitätsreduzierung der Geräte durch eine neue technische Richtlinie, das Abgabe- und Verzehrverbot jedweder Speisen und Getränke in Spielhallen) ein optimales Betätigungsfeld für Kriminelle im Glücksspielmarkt bietet“, so Robert Hess. Man könnte auch die These wagen, dass die Politik genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie offiziell als Ziel vorgibt: Schutz der Spielgäste vor dem Abdriften in eine Sucht. Ein Großteil der Spielgäste, die im legalen, sozial kontrollierten Angebot, wegen Angebotsverknappung, nicht mehr spielen können, suchen sich Ausweichmöglichkeiten, eben auch im illegalen, sozial unkontrollierten Bereich, so Hess weiter. Mit allen Gefahren für den Spielerschutz.
So sind die Bruttospielerträge bei Geldspielgeräten durch die geschilderten Maßnahmen in Spielhallen und Gaststätten von 4,7 Mrd. EURO im Jahre 2014 (Marktanteil im legalen Markt damals 48,8 Prozent) auf 2,4 Mrd. EURO im Jahre 2021 ( Marktanteil 26 Prozent) gesunken. Also fast eine Halbierung dieses legalen Marktsegmentes.
„Im Gegensatz dazu ist die Zahl illegaler Geldspielgeräte/Glücksspielautomaten in den letzten Jahren dramatisch angestiegen. Aktuell sollen über über 50.000 illegale Geräte in Deutschland vorhanden sein, Tendenz besorgniserregend ansteigend“, so Robert Hess. Vielleicht sind es inzwischen ja schon 60.000 und mehr.
Diese Fakten und die damit einhergehenden Gefahren für Spielerschutz und Prävention sollten auch den Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder bekannt sein. Von den finanziellen Schäden für die öffentliche Hand gar nicht zu reden. Offensichtlich verschließt man aber die Augen. Wie heißt es dazu im aktuellen Jahresreport 2021 (Seite 16):
„Ein weiteres Segment, das dem unerlaubten Markt zuzurechnen ist, sind Geldspielgeräte und andere ordnungswidrige Spielmedien in der sogenannten illegalen Sekundäraufstellung, z.B. Sportbistros, Scheinspielhallen, Spielcafes etc. Das Ausmaß in diesem Segment wird in diesem Report nicht behandelt.“
Erschwerend für alle legal arbeitenden Unternehmen kommt hinzu, dass ein massives Defizit in der Kontrolldichte vor Ort besteht. In der aktuellen Ausgabe „Angebotsstruktur der Spielhallen und Geldspielgeräte in Deutschland“, Januar 2023 wird dazu ausgeführt: „Auch der Umstand, dass es weiterhin Kommunen gibt, in denen Mitarbeitende noch nicht über das Thema „Illegales Glücksspiel“ informiert sind, ist Anlass zur Sorge …“.
Genau hier setzte eine Veranstaltung des Behördenspiegel in Saarbrücken an. In der eintägigen Veranstaltung erlernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie sie illegale Geldspielgeräte erkennen und welche Mittel dem kriminellen Betrug entgegengesetzt werden können. Wie sehen diese Geräte aus, wo sind die möglichen Aufstellorte. Wie erkenne ich nachgemachte Siegel und Zertifikate. Darauf gab es aus der Praxis entsprechende Antworten. Sachkundige Referenten waren Christoph Balzer (Dipl. Verwaltungswirt, ehemaliger Polizist und Ordnungsamtsleiter), Arndt Borgmann (Ordnungsamt Stadt Hamm) und Sven Unger (Technischer 2nd-Level und Trainings, Löwen Entertainment GmbH).