– Studie der Universität Graz wird auch deutsche Diskussion befeuern –
(RH). Lootboxen als Glücksspiel einstufen und verbieten. Das ist ein Vorschlag der Arbeitskammer der Steiermark (Österreich) als Quintessenz aus einem Forschungsbericht der Universität Graz „Insert Coin to Cointinue“ , der vor wenigen Tagen in der Steiermark vorgestellt wurde. Weitere Vorschläge betreffen Möglichkeiten der Fremd- und Selbstsperre, Anheben des Kaufalters auf 18 Jahre etc.
Befragt wurden in der Studie rund 2.610 Personen im Alter zwischen 10 und 25 Jahren, wie sie Geld in digitalen Spielen ausgeben. Sehr beliebt sind sogenannte Lootboxen, also virtuelle Beutekisten, deren Inhalte manchmal Vorteile im Spiel bringen können. 85 Prozent von diesen Personen hatten bereits mit Onlinespielen zu tun und über die Hälfte haben dafür schon Geld ausgegeben. Männliche Personen öfter. 44 Prozent haben zumindest einmal Lootboxen gekauft. Durchschnittlich gab jeder Befragte 170 Euro pro Jahr für sogenannte In-Game-Käufe aus. Allerdings: 10 Prozent der Spielenden verursachen 71 Prozent aller Ausgaben. Eine auffallende Parallele zum Verhalten von Erwachsenen, die ein pathologisches Spielverhalten aufweisen.
In der Konsequenz fordert die Arbeitskammer ein ähnliches Vorgehen wie in Belgien und den Niederlanden. Für die Arbeitskammer sind Gefahren der virtuellen Welt sehr real und daher müssten diese Gefahren für Kinder und Jugendliche durch gesetzliche Regelungen entschärft werden.
Jetzt ist die österreichische Debatte sicherlich nicht 1zu1 auf Deutschland übertragbar. Auch hier nimmt die Debatte um Lootboxen Fahrt auf. Diskussionsrunden gab es schon zahlreiche. Auch in einer parlamentarischen Anfrage im Bundestag waren Lootboxen schon einmal Thema. Auch gibt es einen Vorschlag, wie die entsprechenden Dinge im Sinne eines umfassenden Kinder- und Jugendschutzes geregelt werden könnten. Aber weder der Deutsche Bundestag nach die 16 Landtage wollen offensichtlich und nach außen sichtbar aktiv an das Thema herangehen. Doch: Bremen hat eine Initiative gestartet. Auch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) in Halle hat das Thema nun für sich entdeckt und setzt sich für umfassende rechtliche Regulierungen im Umgang mit Lootboxen ein. Auch gab es schon einen ersten Expertenworkshop Ende Februar 2024. Weitere sollen folgen. Etwas mehr Transparenz wäre wünschenswert.
Begrüßenswert wäre es, wenn die Gamingindustrie sich endlich ihrer Verantwortung in der Debatte um Kinder- und Jugendschutz stellen würde. Sollte dort Sorge um Milliardengewinne umgehen, die man nicht mehr machen kann, dann läuft da etwas falsch! Blockieren und Aussitzen ist keine Lösung – es sei denn, man hat in den Vorstandsetagen keine andere. Dann wäre die Gamesindustrie doch nicht so innovativ.
Die vollständige Studie finden sie auf der Website der Universität Graz, der Arbeiterkammer Steiermark und hier.