(SR) Schnell mal ein paar Euro dazuverdienen, bei ein paar Wetten oder anderen Glücksspielen das Geld aufstocken. Das ist, was einigen Spielenden durch den Kopf geht, wenn sie Glücksspiel betreiben. Doch auch die Organisierte Kriminalität (OK) hat diese Denkweise beim Glücksspiel für sich entdeckt. Nur das Sie immer gewinnen und ihr Risiko vergleichsweise klein ist.
Das der illegale Glücksspielmarkt in Deutschland ein Problem ist und das Ziel der Kanalisierung in das legale Angebot nicht wirklich erreicht ist, kann schon nicht mehr als Überraschung gewertet werden. Natürlich unterscheidet sich der Umfang des Marktes je nach Spiel und je nach Studie, die versucht, diesen zu ermitteln. Dieser Umstand zeigt, wie schwierig es ist, den tatsächlichen Anteil der illegalen Angebote am Markt festzustellen. Da wundert es nicht, dass auch die Vollzugsbeamten Schwierigkeiten haben, dem Problem Herr zu werden.
Großes Spiel
Da gerade die Vernetzung der Angebote durch die Organisierte Kriminalität ein Vorgehen zusätzlich erschwert, überrascht es nicht, das einzelne Ermittlungserfolge häufig keinen tiefen Einschnitt in die Umsätze der OK schlagen oder das Angebot drastisch schmälern. Gerade das geringe Strafmaas, welches bei einer Entdeckung der Machenschaften vielen Veranstaltern droht, mache das Geschäft in den Augen der Kriminellen besonders attraktiv, erklären Kriminalhauptkommissarin (KHKin) Bettina Eichler und KHK Alexander Kringe, Polizeipräsidium Köln, Direktion Kriminalität, auf dem Symposium Glückspiel der Universität Hohenheim.
Sie berichten, dass bei Ermittlungen zwischen zwei Arten von Spiel unterschieden wird, dem „Großen Spiel“ und dem „Kleinen Spiel“. Unter großem Spiel versteht man dabei illegale Angebote mit einer großen Anzahl an Spieler wie etwa Pokerrunden oder Bingo. Bei illegal organisierten Pokerrunden ist dabei besonders der Geldfluss schwierig nachzuweisen, da das Spiel häufig mit Jetons gespielt wird. Da werden beim Eintreten die Chips gekauft und das Geld ist dann nicht mehr in die Veranstaltung integriert. Nach Aussage der beiden Kriminalhauptkommissare werden bei solchen Veranstaltungen fünf bis sechsstellige Beträge gehandelt und das pro Veranstaltung pro Tag.
Kleines Spiel
Wie Eichler berichtet, wird neben dem Angebot zum „Großen Spiel“ häufig auch die Möglichkeit gegeben, an „kleinem Spiel“ teilzunehmen, dass sind Spiele, die auf eine Person ausgelegt sind. Bei Pokerrunden oder beim ebenfalls beliebten Barbut stehen in der Nähe des eigentlichen Spieltisches noch einige Spielautomaten herum. Nach offiziellen Schätzungen befinden sich etwa 50.000 sogenannte „Fungames“ in Deutschland in Betrieb. Natürlich sind diese nicht nur bei Veranstaltungen zu illegalem Glücksspiel zu finden, sondern auch in vielen Gaststätten, Kioske, Vereinsräumlichkeiten, Shisha-Bars und Barber-Shops. Die Problematik mit den Geräten kommt dabei aus zwei Richtungen, zum einen werden diese bisweilen auch immer kleiner und somit leichter zu verstecken oder im Falle einer Durchsuchung wegzuschaffen. Zum anderen generieren die Geräte schnell Umsatz und lassen sich leicht nachbestellen, sodass der Vollzug diesem nicht hinterherkommt. Auswertungen aus einem beschlagnahmten Gerät zeigen, dass mit einem Gerät auch in weniger als einem Jahr Gewinne im Wert von bis zu 140.000 Euro. Wenn ein Gerät also bei einer Razzia beschlagnahmt wird, können die Betreiber einfach ein neues kaufen und haben den Verlust schnell wieder drin.
Illegales Glücksspiel in der Tasche
Mindestens genau so problematisch für die Ermittler ist aber das Angebot an illegalen Sportwetten. Denn hier fehlt es nicht nur an jeglicher Begrenzung bzgl. des Spielerklientels, von Schülern bis High Rollern sei hier alles vertreten, erklärten die beiden Kriminalhauptkommissare, sondern auch das Entdeckungsrisiko für Spielende und Veranstaltende sei besonders gering. So sei der letzte Schrei die Verwendungen von Apps. So könne jederzeit auf dem Smartphone gezockt werden und im Falle einer Beschlagnahmung können viele diese Apps sogar per Druck auf einen in die Nutzeroberfläche integrierten Panikknopf beendet und gelöscht werden.
Alternative zum Vollzug
Eine Kanalisierung des Spiels in den legalen Markt könnte dem für die OK so lukrativen Markt natürlich in die Quere kommen, ist aber nicht so einfach zu ermöglichen. Ein häufig genannter Grund ist die mangelnde Attraktivität des legalen Spiels. Claus Retschitzegger, Head of Legal, Public Affairs and Corporate Communications, bet-at-home erklärt auf dem Symposium Glücksspiel 2025, eine Ausweitung des Angebotes könne bei der Kanalisierung helfen. Den in vielen Länder wie Dänemark und Großbritannien mit einer „erfolgreichen“ Kanalisierungsqoute sei ein flächendeckendes Angebot verfügbar. Dr. Tobias Hayer, Arbeitseinheit Glücksspielforschung, Universität Bremen warnte jedoch eindrücklich davor, dass der illegale Markt niemals Treiber für den legalen Markt sein darf. Die Ausweitung des Glücksspielangebotes ist schwieriger Balanceakt.
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